Montag, 8. Februar 2016

Zu viele deprimierende Vorhersagen: Astrologen ohne Grenzen stellen Arbeit ein


Warschau (dpl) – Einst sind sie mit großen Hoffnungen gestartet: Berufsastrologen aus allen Ländern haben sich zusammengeschlossen, um ehrenamtlich Gutes zu tun. „Weltweit gibt es Krisengebiete und Entwicklungsregionen, wo die Menschen kein Geld haben für ein ordentliches Horoskop, wo es gar keine Astrologen gibt, oder wo sie die Voraussagen einfach nicht lesen können.“, erklärt Irma (41), die Sprecherin der Vereinigung. „Gerade dort, wo die Menschen täglich Leid ertragen und um das Überleben kämpfen, dort wollten wir ein paar Lichtblicke, ein bisschen Hoffnung hin bringen.“ 

2004 begann die Vereinigung nach dem Vorbild der „Ärzte ohne Grenzen“ ein internationales Netzwerk aufzubauen. Handleserinnen, Kartenlegerinnen und Pendlerinnen aus ganz Europa flogen weltweit in Kriegsgebiete und waren überall dort zu Gast,  wo die Menschen Hungersnöte und Naturkatastrophen zu erdulden hatten, um unentgeltlich die Zukunft voraus zu sagen. 
Doch die erwartete Hoffnung blieb aus: „Alle taten ihr bestes, aber wie sehr wir uns auch bemühten: es zeigte sich, dass das Schicksal der meisten Menschen oft nur noch mehr Probleme mit sich bringt. Seuchen, weitere Kriege, Ausbeutung…  wer fragte, ob ihm eine Flucht ein neueres Leben beschert, hatte nicht selten eine sehr kurze Lebenslinie.“ 
Es dauerte nicht lange, bis die ersten spirituellen Helferinnen und Helfer ihre Tätigkeit zermürbt einstellten. Einige der Astrologen benötigten im Anschluss selbst psychologische Betreuung. Starchild (27) berichtet: „Ich lese Kaffeesatz, seitdem ich 9 bin. Gutes, aber auch viele schlechten Voraussagen. Aber das was ich dort gelesen habe, das… ich… bitte entschuldigen Sie, es ist noch zu frisch.“  
Immer mehr traumatisierte Wahrsagerinnen und Wahrsager vollführen nach ihrer Rückkehr spontane Übersprungshandlungen, verlassen die Astrologie und schreiben sich an Universitäten für naturwissenschaftliche Fächer ein, belegen Seminare in Physik, aber auch Statistik. 
Die Vereinigung hat deswegen auf ihrer Jahresversammlung in Warschau beschlossen, ihre Tätigkeit mit sofortiger Wirkung einzustellen. Dass es so kommen musste, bedauern viele, wie auch Sprecherin Irma: „Wir haben uns das alles anders vorgestellt. Aber dass es so kommt, das konnte ja keiner ahnen.“

Astronom der Galaxis

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